Sonntag, 1. September 2013

Schlag den Raab

Foto: Daniel Kruczynski
derivative work: César
Ist euer Fernseher auch kaputt? Es kann doch nicht sein, dass statt Tatort, Rosamunde Pilcher, einem Schundspielfilm oder der "Wok-WM" gerade auf vier verschiedenen Sendern, auch im Unterschichtenfernsehen, ein Promispecial von "Schlag den Raab" läuft.
Das Format kommt mir auch verdammt komisch vor. Keine Werbeunterbrechungen und man kann auch nicht sieben "Ferrari F12 berlinetta" und ein Sparhandy gewinnen, wenn man eine komplizierte Quizfrage per Telefon oder SMS beantwortet. Stargäste sind unsere Mutti und der böse Peer, der unserer Mutti der ihr schönes Kanzleramt wegnehmen will.
Mutti sieht schlecht aus. Hat bestümmt kurz vor der Sendung noch wegen des ganzen Elends in der Welt geweint oder einen gefährlichen Antigiftgaseinsatz in Syrien geleitet. Das Geschwafel nimmt seinen Lauf. Flächendeckender Mindestlohn, gleicher Lohn für alle, weniger Ausgaben, mehr Einnahmen. Der Stefan Raab stellt eine Frage, wo nicht lustig ist. Er grinst auch gar nicht.
Mutti will Arbeitsplätze erhalten und schaffen. Steuererhöhungen für Reiche sind Moppelkotze! Der Peer vermiest allen mit den Steuererhöhungen den Abend. Ich gehe ins Körbchen. Oder mit der Sabine noch ne Runde Gassi. Ich will keinen Mindestlohn. Denn selbst dafür müsste mein Klaus ja arbeiten - und das möchte ich nicht!


Bildnachweis: By Stefan_Raab-2.jpg: Daniel Kruczynskiderivative work: César (Stefan_Raab-2.jpg) [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons

Freitag, 23. August 2013

Lazing On a Sunny Afternoon

Photo by Pete Souza
Der Bo, der alte Schlawiner. Hat sich aus dem schäbigen Hundezwinger "DogMa" auf der Virginia Avenue eine kleine "Schwester" mitgebracht. Damit er eine Artgenossin um sich herum hat und nicht total vermenschlicht. Aber aufgepasst, Sunny, kleines Schätzchen: Denn ich weiß, dass die Kerle alle nur das Eine wollen. Und du bleibst dann auf einem Wurf Welpen sitzen und musst zusehen, dass du die besser nach acht Wochen wieder los wirst. Der "Lover" vergnügt sich wohlmöglich längst mit einer anderen läufigen Dorfschlampe und kann für die Folgen nicht aufkommen.
Zwei Monate schmarotzt das Kroppzeug in deiner Gebärmutter und wird mit jedem Tag schwerer und schwerer. Bei Nacht und Nebel erblicken die Welpen dann unter größten Qualen für die Mutter blind und taub das vom Atomstrom gespeiste Licht der Welt. Saugen dich aus bis auf den letzten Tropfen, zerkratzen dir mit ihren scharfen Krallen das ganze Gesäuge und beißen dir mit ihren spitzen Milchzähnen deine Zitzen kaputt. Und im Gegenzug kannst du dann den ganzen Tag denen deren Pipi und Aa auflecken. Igitt! Von meinem Klaus kannst du da keine Hilfe erwarten. Das hat er mir beim Leben seines Braumeisters Fiege versprochen. Und von dem Barack Obama schon gar nicht! Der verspricht doch immer nur und hält überhaupt nichts!
Und ich bin auch nicht gerade in der Stümmung, mir Gedanken um andere zu machen und denen deren Schicksal positiv zu beeinflussen. Dieses Jahr habe ich voll die Sommerdepressionen - ganz ohne Fußball, und wenn ihr auf meiner Homepage gewesen wärt, wüsstet ihr auch warum. Es ist nämlich scheinbar vorbei mit "and I love to live so pleasantly, live this life of luxury lazing on a sunny afternoon ... ". Und hier noch einmal mein Aufruf:
Suche ab sofort solvente Zweibeiner, die sich meiner annehmen und mir den gewohnten Komfort und Luxus in wochenlangen Urlauben mit Strand, Möwen und Kalbsknochen bieten können und wollen. Kurze Mail an patchy@patchy.de mit CV und glaubwürdigem Nachweis über die Vermögensverhältnisse genügt.

Bildnachweis: Official White House Photo by Pete Souza, Except where otherwise noted, third-party content on this site is licensed under a Creative Commons Attribution 3.0 License. Visitors to this website agree to grant a non-exclusive, irrevocable, royalty-free license to the rest of the world for their submissions to Whitehouse.gov under the Creative Commons Attribution 3.0 License.
Liedtextzitate stammen aus "Sunny Afternoon" von den Kinks.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Wo ist Bo?

Foto: Lutz Mischa Heitmüller
Die Obamas sind in Berlin. Barack, Michelle, Sasha und Malia. Die Mädels sind auf Sightseeingtour gewesen beim Damenprogramm mit Joachim Sauer, unserer Mutti der ihrem Göttergatten. Holocaustmahnmal, das Stelenfeld und die Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Und? Wo ist mein lieber Freund und Kupferstecher Bo, der First Dog of the United States? Im Frachtraum der Air Force One vergessen. In der Hotelsuite bei einem unterbezahlten Hundesitter? Oder haben sie dich schon wieder in diesen schäbigen dog pound "DogMa" auf der Virginia Ave. abgeschoben? Man munkelt, da ginge es zu, wie auf Guantanamo. Da gibt es für dich bestümmt keine Sonderrechte, eher im Gegenteil, wenn die da zufällig auch Perserkatzen oder Afghanen einsitzen haben. Immerhin kannst du ja von Glück sagen, dass Waterboarding für dich mehr Spaß als Folter ist.
Man hat's nicht einfach als Hund, wenn die anfängliche große Liebe erst einmal verblasst und der Alltag Einzug hält. Und die Mutti oder der Bundespräsident halten es ja nicht für nötig, für dich ein Hundeprogramm aufzulegen. Und falls du zufällig diesen Post nicht selbst lesen solltest, lass dir von deinem Herrchen und dem NSA einen hübschen PRISM-Ausdruck machen. Ich wundere mich eh schon seit Monaten, dass ich so viele Zugriffe aus den USA auf meine Posts habe ...

Bildnachweis: Mischa Heitmüller

Montag, 17. Juni 2013

Ichniotherium Praesidentis

Foto: Anne Ruhr
Dumm gelaufen! Meine unmittelbaren Vorgänger als Schoß- und Kuschelhunde bei meinen Ex-Säckchenwerfern hätten schon anno 2001 zu Helden der Bochumer Kulturgeschichte werden können. Auf dem Foto befinden sich beide in unmittelbarer Nähe der seit heute zu einem Pilgerort gewordenen Fundstätte des Ichniotherium Praesidentis, einiger schrumpliger 316 Millionen Jahre alter Fußabdrücke. Aber der Dicke im Vordergrund war ja wieder einmal magisch von den Enten am Anleger angezogen und die Kleine im Hintergrund klebte mal wieder mit der Nase auf einer Karnickelfährte. Typisch Kleine Münsterländer. Ich hätte die Spuren im Fels bestümmt mit Ruhe, Umsicht, gnadenloser Konzentration und Auge gefunden!
Sonst ist hier nüscht los. Eigentlich wähnte ich mich schon längst an den scheinbar unendlichen Stränden der Bretagne oder der Normandie. Aber nix war's mit Urlaubsabenteuern in diesem Frühling, der allerdings ja auch gar keiner war. Aber weil ich mich wieder einmal unheimlich pfiffig und dreist in der Sabine der ihr Mailaccount eingehäckt habe, weiß ich, dass mein Warten bald ein Ende haben wird. Und dann, dann nehme ich der Sabine der ihre Tastatur von der ihrem iPad mit und docke dem Klaus dem sein iPhone an. Dann nämlich kann ich auch mit meinen hübschen Puschelpfoten auf dem Smartphone bloggen und Fotos auf Facebook posten!

Bildnachweis: von meinem Klaus, anne Ruhr.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Glorious Euphoria

Ja, zu einer glorreichen Hochstimmung hat es beim European Song Contest in diesem Jahr leider nicht gereicht. Obwohl die süße kleine Lena doch wieder einmal alles gegeben hatte. Leider außer Konkurrenz. Die hätten besser einen guten alten deutschen Klassiker an den Start schicken sollen. Einen aus der Dichter- und Denkerzeit. Aus der Zeit, in der deutsche Tugenden noch etwas zählten und das Ansehen der Deutschen weltweit noch ein gutes war.
Mein Klaus hat im letzten Jahrhundert bei der legendären Solinger Gruppe "The Richard Wagner Revival Band" ja mal Kabel getragen und war für das Anstrahlen der Diskokugel verantwortlich. Die hätten das sicher besser gemacht. Denn die haben sogar mal einen hoch dotierten lokalen Musikpreis gewonnen. Der was so hoch dotiert, dass er an einem einzigen Abend im "Mumms" versoffen wurde.
Andererseits wäre ein Vortrag mit dem Liedgut Richard Wagners in Israel sicher nicht so gut angekommen. Von denen hat Cascada ja fast die meisten Stimmen bekommen. Von den Kerneuropäern aus der Mitte des Kontinents. Hi, hi. Die dürfen ja nur mitmachen, weil die in Asien, da wo sie eigentlich geografisch einzuordnen sind, keiner dabei haben will. Die müssen auch bei der UEFA kicken, statt beim AFC. Zieht man die Stimmen Israels also ab, hätte es gerademal für den drittletzten Platz gereicht. Und das auch nur, wegen der mitleidigen 6 Punkte aus Österreich.
Ein Song aus der Feder Richard Wagners, ein bisschen rockig, poppig ... und schon wären die Punkte nur so gesprudelt. Natürlich mindestens 12 aus Österreich. Aus den rechten Sümpfen der ehemaligen Balkanstaaten und den Überbleibseln der Sowjetunion hätten sich genügend Antisemiten gefunden, um den Sieg heim ins Reich zu holen. Dann hätten wir den nächsten ESC ausrichten dürfen. Vielleicht in Nürnberg oder in Dachau. Das wäre dann auch ein würdiges Geschenk zum 200. Geburtstag von Richard Wagner gewesen.

Bild: Auguste Renoir [Public domain], via Wikimedia Commons

Dienstag, 14. Mai 2013

Arme Ritter


Foto: Alexis Duclos
Lange keine Kinder mehr in den USA erschossen worden. Da weiß man ja gar nicht, worüber man schreiben soll. Aber ihr wartet ja schon alle auf Neuigkeiten aus dem Kuschelkörbchen.
Mein Klaus und ich haben anlässlich des Prozesses gegen Beate Zschäpe mal wieder unser Rechtssystem in den höchsten Tönen gelobt. Bei uns gibt’s halt keinen Aktionismus. Und wenn so ein Prozess dann eben jahrelang dauert? Wenn’s der Wahrheitsfindung dient und der Gerechtigkeit genüge getan wird, kann man nicht meckern!
Anderswo ist das anders. Nach den Bombenanschlägen in Boston sind 50 % der Täter schon auf der Flucht erschossen worden. Dem Rest droht eine Anklage wegen des Gebrauchs von Massenvernichtungswaffen. Zwei Sicomatics mit Sprengstoff und Nägeln gefüllt, mit der Sprengkraft einer Handgranate. Von diesen Handgranaten hat wahrscheinlich jeder zehnte Amerikaner eine oder zwei in der Werkzeugkiste. Für schlechte Zeiten.
Wie früher schon einmal angemerkt: Nachgewiesenermaßen haben die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika richtige Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Napalm als Speise für die Armen in Indochina. Agent Orange für die Entlaubung des Urwalds und der Schädigung des Genmaterials ganzer Generationen. In neuerer Zeit beschränkt man sich allerdings mit der weltweiten Massenvernichtung von Hirnzellen durch den perfiden Export von Fernsehserien wie „Two and a Half Men“ oder „How I Met Your Mother".

Bildnachweis: Alexis Duclos [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons
P.S. Gruß an Franz Josef Degenhardt und Richard D. Precht.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Soviel, als wie du brauchst ...

Ihr Menschen seid schon ein komisches Völkchen. Gerade habe ich im heute journal vom Klaas Klever gehört, dass in Amerika (the beautiful) ein Fünfjähriger seiner kleinen Schwester mit einer scharfen "Kinderwumme" der Firma crickett.com (ein Geburtstagsgeschenk der Eltern) die Birne weggeblasen hat. Wahrscheinlich hatte sie ihm im Sandkasten die Schüppe, das Eimerchen und die Förmchen stibitzt. Die Internetseite der Firma ist inzwischen abgeschaltet und auf Google kann man nur noch die Kurzbeschreibung lesen: 
Keystone Sporting Arms manufactures the leading youth rifle, the Crickett. Thousands of youth shooters have grown up with the Crickett Youth Rifle being their ...
Wie krank ist das denn? Aber das hatten wir ja schon ... Vielleicht bekommen die den nächsten Friedensnobelpreis.
Aber eigentlich wollte ich ja über den 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag berichten. Warum denn immer nur auf den Katholen rumhacken. Die gaucksche Kongregation hat's auch verdient. Überhaupt: Ihr Menschen seid schon ein komisches Völkchen! Immer, wenn ihr mal nicht mehr weiter wisst oder am zweifeln kommt, muss ein Gott herhalten für eure Unwissenheit. Denn: Wenn der Mensch was nicht zu erklären weiß, muss zwingend von der Existenz einer höheren Instanz ausgegangen werden - bevorzugt die eines Gottes. Teufelswerk geht aber auch. Ganz schön arrogant von euch. Aber was reg ich mich auf. Kann mir doch alles an der Kruppe vorbei gehen. Wenn ich mal was nicht weiß oder vom Zweifel hin- und hergerissen bin dann, ja dann, dann frag ich meinen Klaus. Und der ist - mit Verlaub - alles andere als eine höhere Instanz.

Donnerstag, 18. April 2013

Rust Never Sleeps

Ey, manchmal träumt man ja einen Mist! Habe gerade meinen Klaus mit vollem, langem und straßenköterblondem Haar gesehen, als er mit einer Guitarre um den Hals die große Bühne unseres Wintergartens betrat. Selbst sein Bart war nicht mehr aschgrau, sondern beinahe schwarz. Sein üblicherweise zerfurchtes und abgewracktes Gesicht erstrahlte in jugendlichem Glanze. Nicht so ganz passte in dieses Bild längst vergangener Zeiten, dass er mithilfe einer Tuning App aus dem Apple App Store die rostigen Saiten seiner Klampfe in Stimmung brachte.
Danach allerdings entlockte er dem Instrument überaus klangvolle Akkorde und animierte mich zum Mitsingen. Wusste gar nicht, dass ich das kann und das auch noch in perfektem Englisch. 
 

 
"What a drag it is the shape I'm in. Well, I go out somewhere then I come home again. I light a cigarette 'cause I can't get no sleep. There's nothing on the TV, nothing on the radio that means that much to me..."
 Die Melodie war mir sofort bekannt und auch der Refrain:
"All my life watching America, all my life there's panic in America! Oh Oh Oh, Oh...
There's trouble in America! Oh Oh Oh, Oh..."
Schönes Lied. Leider nicht von meinem Klaus. Aber sehr schön geklimpert auf der Guitarre. Und toll gesungen. Auch von mir! Jedenfalls im Traum ...

Text Razorlight, Writer: BORRELL/BURROWS Lyrics © Sony/ATV Music Publishing LLC, Universal Music Publishing Group
"Rust Never Sleeps" ist ein Album und ein Film von und mit Neil Young und Crazy Horse

Montag, 8. April 2013

Dancing Queen

Foto: xtranews.de
Mein Klaus hat vorhin unter dem Bett einen Schuhkarton hervorgeholt. "Aus der guten alten Zeit", lächelte er geheimnisvoll. Ich weiß sehr wohl, wie der Hase läuft, wo der Frosch die Locken hat und woher der Barthel den Most holt. Das ist alles dieser Peter Neururer in Schuld!
Gestern hatte der Klaus noch das Klo mit seinem "Gestern, heute, morgen"-Shirt von dem seinem VfL geputzt und heute kniet er vor seinem Schreibtisch und baut einen Altar mit den ominösen Elementen des Kartons auf. Ein verstaubter Bilderrahmen, unter dessen blinder Glasscheibe man das Foto hier oben links schemenhaft erkennen kann. Das Konterfei Peter Neururers, der Lichtgestalt Bochumer Fußballkultur. Der legitime Vertreter des Fußballgottes auf Erden, der fleischgewordene Hauch des Heiligen Geistes.
Aus einer verbeulten Streichholzschachtel fummelt er eine handsignierte Filterkippe mit der DNA des Messias' heraus und drapiert sie andächtig neben den Bilderrahmen. Eine angesabberte Fiege-Plöppflasche mit dem Speichel der Offenbarung gesellt sich dazu. Ein Minigewächshaus mit den traurigen Überresten eines kleinen Stückchen Rollrasens, das er eigenhändig und mit Tränen in den glasigen Augen, am 22.05.2004 um 17 Uhr 28 aus dem Strafraum direkt vor der Ostkurve des Ruhrstadions gerissen hatte. Eine vergilbte, entwertete Eintrittskarte, auf der ich mit Mühe die Worte "Standard de Liège - VfL Bochum, 16.09.2004" entziffern kann. Dazu stellt er die gestern in weiser Voraussicht klammheimlich entwendete nigelnagelneue Kommunionskerze seiner angeheirateten Nichte Paulina und entzündet sie feierlich. Das markante "Plöpp" einer perfekt gekühlten Flasche leckeren, frischen Fiege-Pilses rundet das Bild ab. Und wenn dem Klaus dem sein VfL jetzt trotzdem in die Dritte Liga muss, dann kann er sich trösten - denn: O altitudo divitiarum sapientiae et scientiae Dei quam inconprehensibilia sunt iudicia eius et investigabiles viae eiu!

Bildnachweis: xtranews.de (Flickr: IMG_0700.jpg) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Sonntag, 7. April 2013

Das Schweigen der Lämmer


Bundesarchiv, Bild 194-0196b-16 /
Lachmann, Hans
Gerade läuft auf dem Tatort-Sendeplatz wieder diese Kriminal-Posse aus Saarbrücken. Angeblich soll da der blaue Klaus mitspielen. Obwohl der doch gerade jetzt mir schräg gegenüber auf dem Sofa an einer Plöppflasche leckeren Fiege-Pilses nuckelt.

Apropos Blau: Heute hat er mit seinem blauen "Gestern, heute, morgen"-Shirt von dem seinem VfL das Klo geputzt. Wird irgendwie komisch auf seine alten Tage.

Und apropos Posse: Heute haben die Katholen wieder frische Lämmer vor den Opfertisch getrieben und das weltweit im engsten Kreise der Familien groß gefeiert. 


Bildnachweis: Bundesarchiv, Bild 194-0196b-16 / Lachmann, Hans / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Sonntag, 31. März 2013

Ostern

Komisch, immer wenn ich heiß bin, fühle ich mich so blümerant. Und die poetische Ader in mir beginnt zu pulsieren. Heute Nacht ist mir wieder ein Gedichtlein eingefallen:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
[...] Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Hund, hier darf ichs sein!
 Ach wie schön ...

Bildnachweis: Friedrich Gustav Schlick [Public domain], via Wikimedia Commons
Das schwulstige Gesülze ist frei nach Johann Wolfgang von Goethe, aus Faust. Der Tragödie erster Teil

Mittwoch, 20. März 2013

The Loneliness of the Long Distance Runner

Albino Luciani da patriarca di Venezia
Puh, was für ein Wochenende. Die Sabine war mal wieder verschwunden. Ganze drei Nächte. Und ich mal wieder ganz allein auf die Gunst meines Klaus' angewiesen. Hat sich gar nicht mal so doof angestellt. Nur an der Leine ist er immer noch ein wenig bockig. Meine Grundversorgung hatte er auch einigermaßen im Griff, musste ja alles nur von der Schiefertafel in der Küche ablesen. Blöd war nur, dass er die Macht über die Türen besitzt und ich nicht flüchten konnte, wenn er mal wieder ins Labern kam.
Die Wahl des neuen Papstes nahm er zum Anlass mir zu erzählen, dass der neue ihn ein bisschen an den Kurzzeitpapst Johannes Paul I erinnern würde. Auch so eine bescheidene Frohnatur, die das Ansehen des Papstes in der Öffentlichkeit vermenschlichen wollte. Dieser päpstliche Freak hatte sich ja auch gleich in die Politik eingemischt und wollte seine soziale Ader raushängen lassen. Mein Klaus ist ja bestümmt kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber der Tod von Papst Johannes Paul I nach nur 33 Tagen Amtszeit machte ihn damals dann doch stutzig. Hatten sich wohl die mächtigen Strippenzieher im Vatikan ein getürktes Bio-Ei ins Nest gelegt, das man schnell wieder loswerden wollte. Wenn's blöd läuft, meint mein Klaus, wird es dem Fritz oder Franz, oder wie der jetzt heißt, ähnlich ergehen. Schau'n mer mal.

Bildnachweis: See page for author [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons

Montag, 11. März 2013

„Schimmi“ reloaded


Den ganzen Frühling 2013 haben wir Anfang letzter Woche an der Nordsee verbracht. Ich durfte wieder, dank der Ausnahmegenehmigung für Angehörige der Ureinwohner, im Nationalpark durch den Groden toben. Und das, obwohl ich an einer Verletzung meines linken hinteren Bewegungsapparates leide. Die medizinische Fachabteilung von meinem Klaus dem seinem Bezahlfernsehen wäre wahrscheinlich ganz schnell mit einer Ferndiagnose dabei. Teilabriss des Syndesmosebandes. Oder eine Adduktorenzerrung. Oder gar eine Ostitis Pubis. Jedenfalls irgendetwas, was die Bundesligaspieler alle haben, wenn sie keine Lust mehr haben, vor den Ball zu treten. Ich habe mir den Schmerz einfach rausgelaufen. Allerdings hat es bei meinem letzten Sprung über einen der Gräben wieder ganz schön gezwickt. Wird schon wieder.
Apropos Bezahlfernsehen: Meinem Klaus wäre es jetzt wohl doch wieder ganz lieb, wenn die Christina Graf, das Mädchen, das bei Sky jetzt als Kommentarteuse arbeitet, wieder die Spiele vom VfL Bochum besuchen täte. Kaum, dass wieder ein Kerl die Abspielfehler, Unkonzentriertheiten und vergebenen Chancen ins Lächerliche zieht, verlieren sie wieder, die Bochumer Jungs.
Originalfoto von Harald Schrapers
Und so wie ein durchschnittliches Bundesligaspiel war auch der gestrige „Tatort“ gestrickt. Raus auf den Platz, zehn Minuten richtig Dampf machen, drei Gelbe Karten einsacken und dann erst einmal wieder tschillen. Kurz vor und nach der Halbzeit noch einmal ein wenig das Tempo anziehen, um dann kurz vor Schluss den Sack zu zumachen. Ich habe mich ja in meinem Körbchen eingerollt und mir die Ohren zugehalten. Um 20:15 Uhr dachte ich, es wäre schon wieder Silvester. Da kann ich ja gar nicht drauf. Und die Sabine und der Klaus hatten den HTY-7040 von Yamaha samt Subwoofer ziemlich doll aufgedreht, weil der Schweiger doch immer so nuschelt und sie keinen seiner gewohnt bedeutungsschwangeren Sätze verpassen wollten. Wie gesagt, ich zitterte im Körbchen und hatte die Puschelpfoten in meine Ohren gesteckt. Den Rest des „Tatorts“ habe ich mir berichten lassen, nachdem ich sicher war, dass der Dritte Weltkrieg nun doch nicht ausgebrochen war.
Der Klaus meinte zusammenfassend, dass er gerade alle 29 Folgen „Schimanski-Tatort“ in 90 komprimierten Minuten gesehen hätte. Die Anzahl der Toten und die der abgegebenen Schüsse entsprächen in etwa derer, die in Duisburg in den Jahren zwischen 1981 und 1991 fielen. Die Handlung war so nebensächlich. Der frisch in Hamburg zugereiste Kommissar verfügte über überraschend gute Ortskenntnis und war sich auch nicht zu schade, einen davonfahrenden Van zu Fuß zu verfolgen. Ein wenig wie Bonanza, wenn der Sheriff zu Pferde die flüchtenden Zugräuber verfolgt. Die obligatorische Zeitbombe durfte auch nicht fehlen. Bedrohlich rote LED Ziffern, die gen null streben. Es konnte einem angst und bange werden. Der IKEA-Badewannen-Sicherheitsgriff wurde mit roher Gewalt aus der maroden Wand des Luxusbades der „Senator Suite“ gerissen und dann lag alles in Schutt und Asche. Immer wenn keine Gefahr lauerte, rückte die gesamte Hamburger Polizei mit SEK und Kavallerie an. In gefährlichen, schier unlösbaren Situationen war Nick Tschiller mit dem Knopf im Ohr auf sich selbst gestellt oder nur auf die Hilfe Thanners angewiesen, der jetzt Rollstuhl fährt, einen Migrationshintergrund hat und ganz toll Playstation spielen kann. Der kann Telefongespräche umleiten und die ganze Welt vom Krankenbett aus überwachen. Er findet auch heraus, dass ein Mikrochip, so einer, wie auch ich im Nacken habe, aus Mexiko stammt, bloß weil darauf geschrieben steht „MEXICO“! „Schimmis“ legendäre „Scheiße“ wird durch „Fuck“ ersetzt und die Bösen wollen die Guten nicht mehr „verarschen“, sondern „ficken“. Herausragend die schauspielerischen Leistungen von „Vader Abraham“ und Wotan Wilke Möhring.

Bildnachweis "Schimanski": By Harald Schrapers / http://horstschimanski.info (Own work) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons