Sonntag, 31. März 2013

Ostern

Komisch, immer wenn ich heiß bin, fühle ich mich so blümerant. Und die poetische Ader in mir beginnt zu pulsieren. Heute Nacht ist mir wieder ein Gedichtlein eingefallen:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
[...] Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Hund, hier darf ichs sein!
 Ach wie schön ...

Bildnachweis: Friedrich Gustav Schlick [Public domain], via Wikimedia Commons
Das schwulstige Gesülze ist frei nach Johann Wolfgang von Goethe, aus Faust. Der Tragödie erster Teil

Mittwoch, 20. März 2013

The Loneliness of the Long Distance Runner

Albino Luciani da patriarca di Venezia
Puh, was für ein Wochenende. Die Sabine war mal wieder verschwunden. Ganze drei Nächte. Und ich mal wieder ganz allein auf die Gunst meines Klaus' angewiesen. Hat sich gar nicht mal so doof angestellt. Nur an der Leine ist er immer noch ein wenig bockig. Meine Grundversorgung hatte er auch einigermaßen im Griff, musste ja alles nur von der Schiefertafel in der Küche ablesen. Blöd war nur, dass er die Macht über die Türen besitzt und ich nicht flüchten konnte, wenn er mal wieder ins Labern kam.
Die Wahl des neuen Papstes nahm er zum Anlass mir zu erzählen, dass der neue ihn ein bisschen an den Kurzzeitpapst Johannes Paul I erinnern würde. Auch so eine bescheidene Frohnatur, die das Ansehen des Papstes in der Öffentlichkeit vermenschlichen wollte. Dieser päpstliche Freak hatte sich ja auch gleich in die Politik eingemischt und wollte seine soziale Ader raushängen lassen. Mein Klaus ist ja bestümmt kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber der Tod von Papst Johannes Paul I nach nur 33 Tagen Amtszeit machte ihn damals dann doch stutzig. Hatten sich wohl die mächtigen Strippenzieher im Vatikan ein getürktes Bio-Ei ins Nest gelegt, das man schnell wieder loswerden wollte. Wenn's blöd läuft, meint mein Klaus, wird es dem Fritz oder Franz, oder wie der jetzt heißt, ähnlich ergehen. Schau'n mer mal.

Bildnachweis: See page for author [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons

Montag, 11. März 2013

„Schimmi“ reloaded


Den ganzen Frühling 2013 haben wir Anfang letzter Woche an der Nordsee verbracht. Ich durfte wieder, dank der Ausnahmegenehmigung für Angehörige der Ureinwohner, im Nationalpark durch den Groden toben. Und das, obwohl ich an einer Verletzung meines linken hinteren Bewegungsapparates leide. Die medizinische Fachabteilung von meinem Klaus dem seinem Bezahlfernsehen wäre wahrscheinlich ganz schnell mit einer Ferndiagnose dabei. Teilabriss des Syndesmosebandes. Oder eine Adduktorenzerrung. Oder gar eine Ostitis Pubis. Jedenfalls irgendetwas, was die Bundesligaspieler alle haben, wenn sie keine Lust mehr haben, vor den Ball zu treten. Ich habe mir den Schmerz einfach rausgelaufen. Allerdings hat es bei meinem letzten Sprung über einen der Gräben wieder ganz schön gezwickt. Wird schon wieder.
Apropos Bezahlfernsehen: Meinem Klaus wäre es jetzt wohl doch wieder ganz lieb, wenn die Christina Graf, das Mädchen, das bei Sky jetzt als Kommentarteuse arbeitet, wieder die Spiele vom VfL Bochum besuchen täte. Kaum, dass wieder ein Kerl die Abspielfehler, Unkonzentriertheiten und vergebenen Chancen ins Lächerliche zieht, verlieren sie wieder, die Bochumer Jungs.
Originalfoto von Harald Schrapers
Und so wie ein durchschnittliches Bundesligaspiel war auch der gestrige „Tatort“ gestrickt. Raus auf den Platz, zehn Minuten richtig Dampf machen, drei Gelbe Karten einsacken und dann erst einmal wieder tschillen. Kurz vor und nach der Halbzeit noch einmal ein wenig das Tempo anziehen, um dann kurz vor Schluss den Sack zu zumachen. Ich habe mich ja in meinem Körbchen eingerollt und mir die Ohren zugehalten. Um 20:15 Uhr dachte ich, es wäre schon wieder Silvester. Da kann ich ja gar nicht drauf. Und die Sabine und der Klaus hatten den HTY-7040 von Yamaha samt Subwoofer ziemlich doll aufgedreht, weil der Schweiger doch immer so nuschelt und sie keinen seiner gewohnt bedeutungsschwangeren Sätze verpassen wollten. Wie gesagt, ich zitterte im Körbchen und hatte die Puschelpfoten in meine Ohren gesteckt. Den Rest des „Tatorts“ habe ich mir berichten lassen, nachdem ich sicher war, dass der Dritte Weltkrieg nun doch nicht ausgebrochen war.
Der Klaus meinte zusammenfassend, dass er gerade alle 29 Folgen „Schimanski-Tatort“ in 90 komprimierten Minuten gesehen hätte. Die Anzahl der Toten und die der abgegebenen Schüsse entsprächen in etwa derer, die in Duisburg in den Jahren zwischen 1981 und 1991 fielen. Die Handlung war so nebensächlich. Der frisch in Hamburg zugereiste Kommissar verfügte über überraschend gute Ortskenntnis und war sich auch nicht zu schade, einen davonfahrenden Van zu Fuß zu verfolgen. Ein wenig wie Bonanza, wenn der Sheriff zu Pferde die flüchtenden Zugräuber verfolgt. Die obligatorische Zeitbombe durfte auch nicht fehlen. Bedrohlich rote LED Ziffern, die gen null streben. Es konnte einem angst und bange werden. Der IKEA-Badewannen-Sicherheitsgriff wurde mit roher Gewalt aus der maroden Wand des Luxusbades der „Senator Suite“ gerissen und dann lag alles in Schutt und Asche. Immer wenn keine Gefahr lauerte, rückte die gesamte Hamburger Polizei mit SEK und Kavallerie an. In gefährlichen, schier unlösbaren Situationen war Nick Tschiller mit dem Knopf im Ohr auf sich selbst gestellt oder nur auf die Hilfe Thanners angewiesen, der jetzt Rollstuhl fährt, einen Migrationshintergrund hat und ganz toll Playstation spielen kann. Der kann Telefongespräche umleiten und die ganze Welt vom Krankenbett aus überwachen. Er findet auch heraus, dass ein Mikrochip, so einer, wie auch ich im Nacken habe, aus Mexiko stammt, bloß weil darauf geschrieben steht „MEXICO“! „Schimmis“ legendäre „Scheiße“ wird durch „Fuck“ ersetzt und die Bösen wollen die Guten nicht mehr „verarschen“, sondern „ficken“. Herausragend die schauspielerischen Leistungen von „Vader Abraham“ und Wotan Wilke Möhring.

Bildnachweis "Schimanski": By Harald Schrapers / http://horstschimanski.info (Own work) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons