Puh, ganz schön anstrengend. Habe gerade mit meinem Klaus das blaue
Sofa wieder rausgeschoben. Die ganze ZDF-Kulturredaktion war bei uns zu Gast.
Seitdem der Markus Lanz jetzt für das gesamte kulturelle Angebot der Öffentlich-Rechtlichen
verantwortlich ist, sind die alle arbeitslos. Der Richard David Precht hat
meinem Klaus eine Pferdewurst, ein Zöppken und einen Seitenscheitel
mitgebracht. Stammen ja beide aus dem gleichen Provinznest und der Klaus hat ja
seinerzeit auch mit der Schwester vom RD, der Johanna, das Haus an der
Konrad-Adenauer-Straße besetzt.
Zuvor hatten wir ausgiebig gefrühstückt. Außer Italo-Kaffee
aus dem Vollautomaten gab es ausnahmsweise auch Amerikaner, die die Sabine vom
Bäcker unseres Vertrauens mitgebracht hatte. Sowohl die kaukasischen, mit der
weißen Zuckerglasur, als auch die braunen afroamerikanischen mit dem
Schokoguss. Getoppt wurde die ganze Veranstaltung dann durch die Antje Vollmer
von den Grünen, die vollmundig ankündigte, jetzt einen Mohrenkopf zwischen zwei
Brötchenhälften zu zerquetschen. Na, da ging’s aber mal so richtig los. Ob sie
denn von allen guten Geistern verlassen wäre. Sollte sich doch bitte politisch
korrekt ausdrücken. Schaum- oder Schokokuss wäre ja wohl die richtige Ausdrucksweise.
Und Negerkuss geht auch nicht mehr.
„Der tägliche Rassismus, die permanente Diskriminierung von
Minderheiten und andere Unmenschlichkeiten lassen sich allerdings nicht dadurch
verhindern, indem man in der Vergangenheit gängige Ausdrücke einfach verbietet.
Oder in Werken der Weltliteratur das Wort „Nigger“ durch „Slave“ ersetzt, “
mischte sich Peter Sloterdijk ein. Mir war das ab diesem Augenblick zu
kompliziert und ich hab mich ins Körbchen gelegt. Was hab ich mit Rassismus am
Hut. Kann ich genauso wenig ab wie Jack-Russel-Terrier am Nachbarszaun oder
Labradore im Bikini. Auch mein Klaus klinkte sich an dieser Stelle aus.
Behauptete nur mal schnell nach seinem Higgs-Boson-Gottesteilchen schauen zu
müssen. Die ZDFler haben den ganzen Vormittag weiter diskutiert und an mir
blieben nur einige Wortfetzen hängen. Aufmerksam wurde ich erst wieder, als die
Gebrüder Grimm sich einmischten und dem "Vollpfosten" Joey Heindl einen Preis
verleihen wollten. Da bin ich aufgestanden aus meinem Körbchen, habe mich
gestreckt und der versammelten Gemeinschaft ganz ohne Quote einem nach dem
anderen eins auf die Fresse gegeben. Irgendwo endet auch mal meine Toleranz, dieses sehr laue Gefühlsgemisch aus Ekel, Verachtung und Mitleid*. Und bald ist
wieder Karneval! Dann ist wieder alles erlaubt. Besonders billige Witze über
Randgruppen. Komasaufen. Sexuelle Revolution.
* nach Harald
F. Schmidt, Tränen im Aquarium, 1993, S. 65
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