Montag, 4. Februar 2013

America the Beautiful

Foto: User:48states at en.wikipedia

Ey, hömma. Wie krank ist das denn? Aber der Reihe nach. Gestern hat mein Klaus mich zum „Superbowl“ eingeladen. Sollte ich mir mal angucken. Mal was anderes als immer nur Treibball. Wäre bestümmt total mein Ding. Ein Ballspiel, bei dem man viel rennen muss und sowohl dem Gegner als auch dem Mitspieler ungestraft eins auf die Fresse geben darf. Die Sabine haben wir vorsichtshalber gleich ins Bett geschickt. Ich durfte ausnahmsweise auf der 3.000-Euro-Chesterfield-Chaiselongue Platz nehmen und es wurde dick aufgefahren. Popcorn, Kartoffelchips und für mich Cola light. Klaus hatte einen neuen Freund dabei, den er einfach nur „Jack“ nannte. Über den von Weihnachten übrig gebliebenen Kerzen wurden Marshmallows geschwärzt. Allerdings musste ich mir erst noch „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ angucken, bevor jenseits der Unterschichtensperre auf der Fernbedienung SAT1 aktiviert wurde. Da war gerade Werbung. Kurz danach sahen und hörten wir, wie Jennifer Hudson, deren halbe Verwandtschaft 2008 weggeballert wurde, zusammen mit 26 überlebenden Kindern der Sandy Hook Elementary School aus Newtown Connecticut die Schnulze „America the Beautiful“ intonierte. O beautiful, for spacious skies, for amber waves of grain, for purple mountain majesties above the fruited plain! America! America! God shed His grace on thee, and crown thy good with brotherhood, from sea to shining sea. O beautiful, for pilgrim feet whose stern, impassioned stress a thoroughfare for freedom beat across the wilderness! America! America! God mend thine ev’ry flaw; confirm thy soul in self-control, thy liberty in law! O beautiful, for heroes proved in liberating strife, who more than self their country loved and mercy more than life! America! America! May God thy gold refine, till all success be nobleness, and ev’ry gain divine! O beautiful, for patriot dream that sees beyond the years, Thine alabaster cities gleam undimmed by human tears! America! America! God shed His grace on thee, and crown thy good with brotherhood, from sea to shining sea! Ihr könnt ja alle Englisch aus der Schule. So wie ich Sitz, Platz, Fuß und Aus. Mit tränenerstickter Stimme konnte Frank „Buschi“ Buschmann nur gequält auf die nunmehr auftretenden Cheerleaders der Kontrahenten hinweisen. Cheerleaders sind junge Damen, die in knappen Push-ups und kurzen Röckchen ihre feisten Titten und knackigen Ärsche schaukeln. Dabei schütteln sie bunte Puscheln und hüpfen hysterisch herum. Und wenn man in Amerika zu einem Cheerleader sagt, sie hätte feiste Titten und einen knackigen Arsch, muss man eine Million Dollars Strafe zahlen oder kommt ins Gefängnis oder in die Gaskammer. Sagt der Klaus, und dem glaub ich das!
Als wie dann die nächste Werbung in Amerika gezeigt wurde, hat der Buschi versucht, die Regeln von dem Spiel zu erklären. Da hat der Klaus aber den Ton weggemacht und seine eigene Version vorgetragen, damit ich das besser verstehe. Also versuchen da zwei Mannschaften den Ball, der wo eigentlich ein Ei ist, von links nach rechts oder umgekehrt in die gegnerische Endzone zu treiben. Dabei hat jede Mannschaft einen gut aussehenden, smarten kaukasischen Quarterback, der wo der Star des Teams ist und auf den alle hören müssen. Dem helfen eine Bande von übel aussehenden, brutalen und verbrecherischen Afroamerikanern, die wenigstens unter Mordverdacht stehen müssen. Manche sind sogar richtige Mörder, dürfen aber mitmachen, weil die amerikanische Justiz korrupt genug ist, aus einem Mord eine Behinderung der Polizeibehörden zu machen. Das nennt man dann „Offense”. Gegen die spielt die „Defense“. Das ist in der Regel eine Bande von übel aussehenden, brutalen und verbrecherischen Afroamerikanern, die wenigstens unter Mordverdacht stehen müssen. Der gut aussehende, smarte kaukasische Quarterback dieser Mannschaft sitzt solange auf der Bank, bis er „Offense“ wird. Und das wechselt dann im Laufe des Spiels hin und her.
Dann haben sie angefangen zu spielen. Holla, da gab’s richtig auf die Fresse! Und weil sowohl eine virtuelle blaue als auch eine virtuelle orangene Linie eingeblendet wurde, wusste selbst der Buschi bescheid, wo der Hase läuft. Der eine gut aussehende, smarte kaukasische Quarterback hat das Ei aber immer zu den falschen Leuten geworfen und deshalb gab es eine „Interception“. Sagte der Klaus und auch der Buschi. Inzwischen war der „Jack“ schon wieder gegangen und die verkohlten Marshmallows schmeckten mir auch nicht so richtig. Dann war Halbzeit. Halbzeit ist, wenn meinem Klaus dem sein VfL erst 0 zu 2 zurückliegt. Dachte ich immer. Aber bei den Amis müssen es ja gleich 28 zu 6 sein. Oder 6 zu 28 bei 2nd Down and 8. Eh, ich krieg die Krise. Dann war auch noch Stromausfall. Kommt davon, wenn man infrastrukturell auf dem Stand der DDR kurz vor der Wiedervereinigung steht. Stromleitungen überirdisch dem Wind und dem Wetter ausgesetzt, statt ordentlich verbuddelt wie bei uns. Von 220 Volts können die Amis doch nur träumen! AC-DC, wenn euch das was sagt. Da kuck ich doch lieber zu, wenn der Barack Obama Tontauben schießt. Also runter von der Chaiselongue und ab in die Besucherritze. Mein Klaus bringt noch schnell das letzte Fiege-Pils weg und das Endergebnis erfahren wir dann im Frühstücksfernsehen. Ist mir eh schnuppe!

Bildnachweis: Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert.

Keine Kommentare: