Donnerstag, 31. Januar 2013

Philosophisch-literarische Dekadenz


Puh, ganz schön anstrengend. Habe gerade mit meinem Klaus das blaue Sofa wieder rausgeschoben. Die ganze ZDF-Kulturredaktion war bei uns zu Gast. Seitdem der Markus Lanz jetzt für das gesamte kulturelle Angebot der Öffentlich-Rechtlichen verantwortlich ist, sind die alle arbeitslos. Der Richard David Precht hat meinem Klaus eine Pferdewurst, ein Zöppken und einen Seitenscheitel mitgebracht. Stammen ja beide aus dem gleichen Provinznest und der Klaus hat ja seinerzeit auch mit der Schwester vom RD, der Johanna, das Haus an der Konrad-Adenauer-Straße besetzt.
Zuvor hatten wir ausgiebig gefrühstückt. Außer Italo-Kaffee aus dem Vollautomaten gab es ausnahmsweise auch Amerikaner, die die Sabine vom Bäcker unseres Vertrauens mitgebracht hatte. Sowohl die kaukasischen, mit der weißen Zuckerglasur, als auch die braunen afroamerikanischen mit dem Schokoguss. Getoppt wurde die ganze Veranstaltung dann durch die Antje Vollmer von den Grünen, die vollmundig ankündigte, jetzt einen Mohrenkopf zwischen zwei Brötchenhälften zu zerquetschen. Na, da ging’s aber mal so richtig los. Ob sie denn von allen guten Geistern verlassen wäre. Sollte sich doch bitte politisch korrekt ausdrücken. Schaum- oder Schokokuss wäre ja wohl die richtige Ausdrucksweise. Und Negerkuss geht auch nicht mehr.
„Der tägliche Rassismus, die permanente Diskriminierung von Minderheiten und andere Unmenschlichkeiten lassen sich allerdings nicht dadurch verhindern, indem man in der Vergangenheit gängige Ausdrücke einfach verbietet. Oder in Werken der Weltliteratur das Wort „Nigger“ durch „Slave“ ersetzt, “ mischte sich Peter Sloterdijk ein. Mir war das ab diesem Augenblick zu kompliziert und ich hab mich ins Körbchen gelegt. Was hab ich mit Rassismus am Hut. Kann ich genauso wenig ab wie Jack-Russel-Terrier am Nachbarszaun oder Labradore im Bikini. Auch mein Klaus klinkte sich an dieser Stelle aus. Behauptete nur mal schnell nach seinem Higgs-Boson-Gottesteilchen schauen zu müssen. Die ZDFler haben den ganzen Vormittag weiter diskutiert und an mir blieben nur einige Wortfetzen hängen. Aufmerksam wurde ich erst wieder, als die Gebrüder Grimm sich einmischten und dem "Vollpfosten" Joey Heindl einen Preis verleihen wollten. Da bin ich aufgestanden aus meinem Körbchen, habe mich gestreckt und der versammelten Gemeinschaft ganz ohne Quote einem nach dem anderen eins auf die Fresse gegeben. Irgendwo endet auch mal meine Toleranz, dieses sehr laue Gefühlsgemisch aus Ekel, Verachtung und Mitleid*. Und bald ist wieder Karneval! Dann ist wieder alles erlaubt. Besonders billige Witze über Randgruppen. Komasaufen. Sexuelle Revolution.
* nach Harald F. Schmidt, Tränen im Aquarium, 1993, S. 65
Bildnachweis: gemeinfrei, weil Schutzfrist abgelaufen. Quelle : wikipedia

Dienstag, 22. Januar 2013

Liberté! Égalité! Brüderle!

Heute feiern ich und mein Klaus ganz groß. Eigentlich müsste der 22. Januar ein Feiertag sein. Nie wieder werden sie sich gegenseitig mit aufgepflanzten Bajonetten über die Hügel der Ardennen jagen. Nie wieder werden sie in Verdun und an der Somme so wie Wiesenhofhähnchen in den Schwaden von Senfgas ersticken. Nie wieder werden sie an den Stränden der Normandie übereinander herfallen. Ja es ist wahr. Der kleine Philipp Rösler und der Rainer Brüderle sind seit der Niedersachsenwahl wieder dicke Freude und bilden das neue Spitzenduo der FDP. Ach, was kann die Welt schön sein.

Und dabei dachten wir zunächst nur daran, unser gemeinsames Jubiläum zu feiern. 16 ½ Jahre franco-kläusische Freundschaft und 6 ½ Jahre patchy-französische Amitié. Klaus hatte sie alle eingeladen, seine französischen Spießgesellen: Moët & Chandon, Saint Emilion, Petit Chablis, Aqua Vit, Grand Marnier, Remy Martin, Château Neuf du Pape, und wie sie alle heißen. Und ich habe mir alle Bilder von meinen Urlaubsabenteuern aufs iPhone geladen, um in Erinnerungen schwelgend von links nach rechts zu wischen. Die Dünen und der Strand von Keremma. Die Anse de Kernic, Ode Vras. Guillec. Pointe de Corsen und Plage des Blancs Sablons. Les Pieux. Baubigny, Le Rozel und Sciotot. Portbail, Hourtin Plage. Le Pic Sec und so weiter und so weiter. Der Metzger, der immer dienstags frisch das leckere Kalb schlachtet und mir einen großen Kalbsknochen absägt. Der Vogelwart von der Universität Brest, der mich verbotswidrig an den Stränden des Finistère Vögel jagen lässt und bei dem ich nur in der Nähe der Brutgebiete an die Leine muss. Der Wind, das Meer und der blau-weiße Himmel. Mr. LeDuff, der den Rasen mäht und das Ty ar Roc’h und das Trouz ar Mor für uns in Schuss hält. Eigentlich müsste für den Mai schon wieder gebucht sein …

Bildnachweis:By Mathias Schindler at de.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons

Freitag, 11. Januar 2013

Mönchslatein

Foto: Fridolin freudenfett (Peter Kuley)
Die Sabine ist mal wieder beim Doppelkopf. Weil Fußball noch Winterpause macht, haben mein Klaus und ich einen guten alten Brauch wieder aufgegriffen. Unseren philosophischen Dialog. Wir haben intensiv über Kant, Hegel und Sokrates gefachsimpelt. Die Epistolae obscurorum virorum des scholastischen Gelehrten Ulrich von Hutten, der ja bekanntlich zur Verteidigung des Humanisten Reuchlin das Mönchslatein und die erstarrte spätmittelalterliche Gelehrsamkeit verspottete, fanden erneut in unseren Erörterungen ihren Platz. Wie wir in diesem Zusammenhang ausgerechnet auf Bettina Wulff kommen konnten, ist mir ein Rätsel! Die hat sich ja von unserem nunmehr fürstlich alimentierten Expräsidenten getrennt. Wieder ein Beweis dafür, dass Eheberatung zwangsläufig zur Trennung führt. Oder aber, dass es stets ratsam ist, mit seinem Partner zu sprechen, bevor man öffentlich seine Beziehungsprobleme in Buchform erörtert. Philosophisch wurde es dann wieder, als wir über Bettinas Zukunft rätselten. Was für ein Partner könnte für eine offenbar geltungssüchtige abgebrochene Studentin überhaupt noch infrage kommen? National wäre da vielleicht noch der Bundestagspräsident denkbar. Aber ob der Norbert Lammert sich extra für die Bettina von seiner Gertrud trennen wird? Je nachdem, wie flexibel Bettina ist, wäre da ja noch die Bundeskanzlerin. Das würde immerhin bei Staatsbesuchen das leidige Problem mit dem Damenprogramm für Joachim Sauer lösen. International denken wir da eigentlich nur an den Papst. Drunter wird sie es nicht machen.
Wie das halt so ist: vom Hölzken aufs Stöcksken. Kaum war der Papst im Gespräch, wurde der Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unserem Thema. An der lückenlosen Aufklärung der Schandtaten scheinen die Pfaffen ja jetzt nicht mehr so dolle interessiert zu sein. Wahrscheinlich haben die Aufklärer so viele und schwerwiegende Vergehen entdeckt, dass dem Klerus angst und bange wird. Mein Klaus hatte in dieser Richtung ja schon vor Jahren gedacht. Schließlich war er ja an vorderster Front als Messdiener aktiv. Gottseidank waren wohl einige Knaben in der Sakristei hübscher als wie er, sodass er mit eher harmlosen Streicheleinheiten davongekommen ist. Und jetzt gibt es ja auch endlich Mädchen, die wo sich das praktische Messgewand überstreifen und den Messwein servieren. Es ist schon bemerkenswert, wie unverantwortlich Eltern mit dem Schicksal ihrer Kinder umgehen. Erst schicken sie die Blagen in den Kommunionsunterricht, damit schon einmal die ersten Sichtungen erfolgen können, dann kommen sie auch noch den Bitten des Pfaffen nach und lassen sie zu Ministranten ausbilden. Und überhaupt. Fällt euch den gar nix auf. Messdienerinnen? Bei den Katholen? Da ist die Karriereleiter für das weibliche Geschlecht doch eher ein Karrieretritt. Haushälterin geht glaube ich auch noch. Oder Küsterin. Halt so Handlangerarbeiten. Und ausgerechnet im Messdienergeschäft wird mittlerweile eine Knabenquote von mindestens 40 % ins Gespräch gebracht, weil fast nur noch Mädels zum Einsatz kommen.
Quote ist auch so ein Ding. Für die DAX-Unternehmen soll es ja jetzt auch dicke kommen. Wenn es nach dem Schröderküken, der von der Leyen und einigen frustrierten Endfünfzigerinnen auf dem Abstellgleis des EU-Parlaments geht, soll jetzt auch Weibsvolk in Führungspositionen der deutschen Wirtschaft Einzug halten. Das ist – mit Verlaub – etwa so, als wie wenn ich zur Leiterin einer Hundeschule bestimmt würde.

Bildnachweis: by Fridolin freudenfett (Peter Kuley) (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

Freitag, 4. Januar 2013

Bund will Atommüll-Exporte ermöglichen

"Anse de Senival" fotografiert von meinem Klaus


Die Bundesregierung will einem Bericht zufolge die Grundlage für einen Export hoch radioaktiven Atommülls ins Ausland schaffen. Diese Option solle mit einer Änderung des Atomgesetzes ermöglicht werden, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Demnach solle ein neuer Paragraf die "Verbringung radioaktiver Abfälle oder abgebrannter Brennelemente zum Zweck der Endlagerung" regeln (Quelle: Tagesschau.de).

Mehr hab ich heute nicht zu sagen ...