Früher war alles
besser. Mit einer Flasche leckeren Fiege-Pilses und einer mit vierzigjähriger
Erfahrung perfekt gerollten Van-Nelle-Fluppe vor den Fernseher gelümmelt und
den neuesten Tatort genossen. In letzter Zeit auch gerne in HD und Dolby
Digital 5.1. Das Leuchten in seinen Augen bei Börne, Thiel und Alberich oder
bei der Furtwängler. So schön, wenn er mal Freude hat, mein Klaus. Doch was die
Gebührengeier von der ARD in den letzten Wochen an Tatorts ausstrahlen, bringt
meinen Klaus an den Rand des Wahnsinns. Er steht kurz vor einem
seelisch-moralischen Schlaganfall oder einem Burnout oder so.
Vor drei Wochen:
Tatort Saarbrücken. Ein neues Team, die alten (Kappl und Deininger) wurden von
jetzt auf gleich von der Gebührenmafia geschasst. Und einen wie den Max Palu
hatten die ja schon lange nicht mehr. Die SZ beschreibt das Desaster so: "Eine grandios missratene Episode mit Jens
Stellbrink. [...] Programmverantwortliche beim SR: Das ist alles nicht euer
Ernst, oder? "
Vor zwei Wochen:
Tatort Konstanz. Das alte Team mit einer wie gewohnt durchschnittlichen Folge
kann meinen Klaus auch nicht gerade begeistern. Eva Mattes, die für die erste
TV-Erektion in den Siebzigern verantwortlich war, und Sebastian Bezzel spielen
wenigstens nachvollziehbare Charaktere.
Vor einer Woche:
Tatort Luzern, das wo in der Schweiz liegt. In Schwyzerdütsch produziert und so
grottenschlecht synchronisiert, dass einem beim Hingucken schlecht wurde. Den
schweizer Humor muss erst mal einer verstehen, wenn es ihn denn überhaupt gibt.
Und gestern:
Tatort Wien, das wo in Österreich liegt. Für die schwache Besetzung ein viel zu
kompliziertes Thema. Überzeichnete Charaktere und Langeweile. Alle Österreicher
versuchen verzweifelt einigermaßen Hochdeutsch zu sprechen. Nur der Krassnitzer
darf seinen Dialekt ausleben. Dass die Bibi (Adele Neuhauser) nicht mehr säuft, tut dem Ganzen auch nicht gerade gut. Die Amerikaner sprechen schlecht Amerikanisch
und, wenn sie Deutsch sprechen, dann mit einem sehr schlechten amerikanischen
Akzent.
Ende vom Lied: Mein
Klaus trinkt sich die Folge mit einer Extraflasche Fiege-Pils schön und sieht
heute Morgen schon wieder so zerknittert aus!
Und wenn jetzt auch noch der Til Schweiger den Hamburger Tatort übernimmt, kann ich für nichts mehr garantieren. Hauptkommissar Nick Tschiller, "[d]er geschiedene Polizist [...] hat bislang als verdeckter
Ermittler beim LKA in Frankfurt und Mitglied eines SEK gearbeitet. Um
sich intensiver um seine 15-jährige Tochter Lenny zu kümmern, zieht er
zu dem pubertierenden Mädchen nach Hamburg, da sich seine Exfrau
Isabella wieder stärker ihrer eigenen Karriere widmen will"(1) . Das klingt nach Kokowääh III, Keinohrhasen und Lindenstraße im Krimiformat. Der Schweiger, die nationale Lichtgestalt der bewegten Bilder, wollte sogar am Renommee von Doldinger und Lindenberg kratzen und die Tatortmelodie infrage stellen. Blasphemie!
(1) (Quelle: http://www.tatort-fundus.de)
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