Hab ich euch eigentlich erzählt, dass
letzte Woche die Sternsinger bei uns waren? Aber nur ganz kurz. Mein Klaus hat
denen gleich an der Haustüre den Marsch geblasen und denen verklickert, dass
wir mit Religion aber auch so gar nix zu tun hätten. Die kleinen Kinder, die in
aufwendiger Verkleidung die drei Weisen aus dem Morgenland darstellen sollten,
müssen sich jetzt wahrscheinlich in psychiatrische Behandlung begeben. Kamen
gar nicht dazu an die Tür zu klopfen und auf ihre Rechte zu pochen. Und
außerdem haben wir eine Türklingel. Tja, wenn man’s sich leisten kann!Sternsinger! Das ist typisch Kirche. Jahrhundertelang
die armen kleinen Negerkinder in den Kolonien ihrer Lebensgrundlagen berauben. Zusammen
mit Faschisten, Kolonialisten und dem Hochadel Bodenschätze und seltene Gewürze
ausbeuten. Ungläubige foltern und demütigen. Männer meucheln, Frauen
vergewaltigen und Kinder missbrauchen. Im Namen des Herrn und des Kreuzes. Und
dann im 21. Jahrhundert bei uns auf der Matte stehen, um für Afrikas Zukunft
Euros zu sammeln.
Die Eltern der zum Sammeln gezwungenen Brut standen ob Klausens
beeindruckenden Auftritts stumm in der zweiten Reihe. Der Alte hatte nicht Eier
genug, um wenigstens eine gläubige Erwiderung zu formulieren. Die frustrierte
Mutter blickte scheu und ungläubig auf den Boden. Wahrscheinlich schossen ihr
wirre Gedanken durch den Kopf und ihre kalten Augen erzählten uns von ihren
Orgasmusproblemen. Auch die, so weiß mein Klaus zu berichten, verdankt sie den
Missionaren.
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